#3 Schreib jetzt ... zu Hause: (K)eine ruhige Minute? Zu Hause schreiben mit Kind(ern)
20. April 2020, von Mirjam Schubert
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Seitdem Kitas und Schulen geschlossen sind, stehen Studierende und Promovierende, die (jüngere) Kinder haben, vor einer enormen Herausforderung: Wie schreibe ich einen geraden Satz, auch wenn meine Kinder den ganzen Tag zu Hause sind und ich kaum Ruhe zum Schreiben finde?
Für (schreibende) Eltern öffnet sich das Homeoffice meist nicht als ein Raum der Stille und Konzentration. Im Gegenteil: Es ist kaum möglich, am Laptop zu sitzen, ohne dass ein Kind gerade dringend den Bastelkleber braucht oder das Lieblingsshirt sucht, Hunger oder Durst hat, die Lern-App abgestürzt oder das Arbeitsblatt unverständlich ist …. Ein kleiner Trost ist vielleicht, dass es nicht nur Ihnen so geht, sondern allen Eltern, die gerade versuchen, zu Hause zu arbeiten und nebenbei noch „Homeschooling“ und „Homekita“ zu betreiben.
Die gute Nachricht ist: In fast allen Fächern der Universität Hamburg sind sämtliche Abgabefristen für schriftliche Arbeiten ausgesetzt. Die Laufzeit der Fristen beginnt z. B. in den Geisteswissenschaften frühesten wieder, wenn die Bibliotheken geöffnet sind. Daher: Nehmen Sie den Druck raus und sich nicht zu viel vor! Es ist auf alle Fälle sinnvoll, an Ihrem Schreibprojekt weiterhin dranzubleiben. Verlangen Sie aber nicht von sich, einen ganzen Tag zu schreiben. Das wird in den seltensten Fällen gelingen. Ein bis zwei Stunden täglich genügen, um nicht vollkommen aus dem Hausarbeits- oder Dissertationsmodus herauskatapultiert zu werden. Vielleicht mögen Sie eine der folgenden Ideen zum Zeitschaffen ausprobieren?
Der frühe Vogel …
Der Schulweg fällt weg und niemand darf in die Kita gebracht werden. Lassen Sie Ihre Kinder also ruhig ein bisschen länger schlafen. Stattdessen stehen Sie früh auf und nutzen die Stunde vor dem Frühstück für Ihr Schreibprojekt. Setzen Sie sich (ruhig noch im Schlafanzug) an den Schreibtisch. Beginnen Sie den Tag mit einem fünfminütigen Freewriting. Danach schreiben Sie an Ihrer Arbeit weiter. Vielleicht kann Ihre Partnerin oder Ihr Partner währenddessen das Frühstück machen?
Einen Stundenplan haben
Aus Kita und Schule sind Kinder einen festen Tagesablauf gewöhnt. Also stellen Sie auch zu Hause einen Stundenplan auf, inklusive Zeiten zum Essenkochen und gemeinsamen Spielen, der für alle gilt. Diesen Plan hängen Sie möglichst groß und zentral auf. Vielleicht haben die Kinder Lust, ihn zu bemalen? Auf diesem Plan sind morgens zwei Stunden für eine ruhige Arbeitsphase reserviert und fett markiert. Machen Sie eine Wette daraus: Wenn die Kinder es schaffen, Sie in dieser Zeit nicht zu stören, gibt es danach eine Belohnung für alle.
Raus mit den Kindern!
Frische Luft tut allen gut. Also: mindestens eine Stunde raus vor die Tür mit Kinderwagen, Roller, Fahrrad, Federball – aber nicht mit Ihnen! Ihr Ort ist der Schreibtisch. Hilfreich ist es, wenn Ihre Partnerin oder Ihr Partner Sie unterstützt und das Outdoor-Programm begleitet. Sie können sich ja täglich abwechseln, dann kommt sie oder er auch mal in den Genuss einer ruhigen Arbeitsphase – und Sie an die frische Luft.
Die Segnungen des Medienzeitalters ausnutzen
Eigentlich sollen Ihre (Kita-)Kinder nicht mehr als eine halbe Stunde pro Tag Medien konsumieren? Aber in der jetzigen Situation können Sie vielleicht mal ein Auge zudrücken. Ihre Kinder werden keinen dauerhaften Schaden davontragen, wenn sie in der augenblicklichen Ausnahmezeit statt nur einer Sendung mit der Maus auch noch eine Sesamstraße, eine Folge Bibi und Tina und den Bullerbü-Film gucken – und zwar am besten alles direkt hintereinander. Denn eins ist sicher: In der Zeit können Sie schreiben.
Eine hilfreiche Linksammlung mit weiteren Tipps zum Thema „Homeoffice mit Kindern“ hat das Familienbüro der Universität Hamburg für Sie zusammengestellt.
Und wenn die Wellen im Studierenden- und Promovierendenfamilienleben doch hochschlagen, erinnern Sie sich an das Elternmantra: Es ist nur eine Phase! Es werden andere Zeiten kommen. Und morgen früh ist wieder ein Tag, den Sie zum Schreiben nutzen können.
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