Erfolgsfaktoren für das Selbststudium
19. März 2020, von Daniela Schröder, Universitätskolleg
Foto: Unsplash/Andrew Neel
Am 24. und 25.02.2020 fand an der schön gelegenen TH Wildau nahe Berlin die diskursive „Qualitätspakt Lehre“-Fachtagung „Erfolgsfaktor(en im) Selbststudium 2.0“ statt.
Insgesamt 70 Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet haben das Selbststudium der neuen Studierendengeneration, der „Digital Natives“, in den Blick genommen. Dabei standen folgende Fragestellungen im Vordergrund: Was benötigen heutige Studierende für ein erfolgreiches Selbststudium? Welche Unterstützung sollen (oder müssen) Hochschulen für ein erfolgreiches Selbststudium anbieten? Welche (digitalen) Kompetenzen werden benötigt?
Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass die Studierendenschaft zunehmend heterogen in Bezug auf Herkunft, Bildungshintergründe und individuelle Fähigkeiten wird, gilt es herauszuarbeiten, welche relevanten Unterschiede im Selbststudium zu berücksichtigen sind. Dabei war der unwidersprochene Grundtenor, dass die Hochschulen mehr Unterstützungsbedarf als früher anbieten müssen. Vor diesem Hintergrund erweisen sich also die Fördermittel aus dem Qualitätspakt Lehre (QPL) einmal mehr als richtig eingesetzt.
Im Fokus: spezifische Anforderungen an Zielgruppen, Kompetenzen und Lernräume
Neben einer Postersession wurden insgesamt neun Workshops zu drei thematischen Feldern angeboten. Das erste Themenfeld beschäftigte sich mit den zielgruppenspezifischen Aspekten des Selbststudiums unter Berücksichtigung der Heterogenität und Diversität der Studierenden. Hierbei wurden die Bedarfe von Studierenden mit fachlichem Unterstützungsbedarf genauso diskutiert wie die von Studierenden mit Familie. Für beide Zielgruppen gilt gleichermaßen, dass das Selbststudium sehr sorgfältig und mit Unterstützung der Hochschulen organisiert werden muss. Heraus kam auch, dass speziell die Belange von internationalen Studierenden noch nicht ausreichend fokussiert zu sein scheinen, sodass hier eine gesonderte Tagung zu diesem Thema geplant ist.
Der zweite Themenblock beleuchtete, welche (digitalen) Kompetenzen Studierende für ein erfolgreiches Selbststudium benötigen. Hierbei wurde – wenig überraschend – deutlich, dass die „klassischen“ Kompetenzen wie Zeitmanagement, Lesetechniken und Selbstorganisation auch im digitalen Selbststudium benötigt werden. Die Herausforderung besteht nun darin, diese analogen Fähigkeiten in eine digitale Lernumgebung zu übersetzen. Anhand ausgewählter Beispiele aus den verschiedenen QPL-Projekten wurden Impulse dafür gegeben, wie diese Transformation nachhaltig gelingen kann. Des Weiteren wurde darüber diskutiert, wie wir digitale und fächerübergreifende Kompetenzen für die Qualitätsentwicklung der Lehre erfassen können, denn häufig fehlen in den vorhandenen Qualitätsmanagement-Instrumenten die Kompetenzen aus der Perspektive der Studierenden.
Der dritte Workshop-Block beschäftigte sich allgemeiner mit (Selbst-)Lernräumen und Selbstlernkonzepten in Studium und Lehre. Dabei wurde beispielsweise darauf aufmerksam gemacht, dass die optische Gestaltung des Lernraums genauso beachtet werden sollte wie die digitale Lernumgebung. Auch die Rolle, die Tutorinnen und Tutoren in der Hochschullehre einnehmen, sollte stärker ins Bewusstsein gerückt werden, denn die vorgestellten Zahlen des Netzwerkes Tutorienarbeit an Hochschulen zeigen eindrücklich, dass an den Hamburger Universitäten mehr als 50 Prozent der Lehre von Tutorinnen und Tutoren übernommen wird. Außerdem sollte bedacht werden, dass sowohl die Tutoriumsteilnehmerinnen und -teilnehmer als auch die Tutorinnen und Tutoren selbst von einem in der Regel angstfreien Kleingruppenformat profitieren.
Fazit
Alles in allem wurde deutlich, dass sämtliche vertretenen Hochschulen mit den gleichen Fragestellungen und Herausforderungen konfrontiert sind und dass auch über die QPL-Förderphase hinaus viel Arbeit wartet. Es wäre mehr als wünschenswert, wenn sich die bisher schon etablierten Projekte, auch die des Universitätskollegs, verstetigen ließen, denn an der Notwendigkeit der Angebote zweifelte auf der Tagung niemand. Gleichzeitig zeigte sich, dass das Universitätskolleg mit seinen vielfältigen Angeboten offenbar genau die Probleme aufgreift, die auf der Tagung zur Sprache kamen. Deshalb darf es sich in seiner generellen Ausrichtung durchaus bestätigt sehen.
___________________
Daniela Schröder ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätskolleg der Universität Hamburg und betreut das Kursangebot des Universitätskollegs für die Fakultät für Rechtswissenschaft. Für die Studierenden der Rechtswissenschaft hat sie u. a. das Skript „Selbstorganisation und Lernstrategien. Lernmanagement am juristischen Fall“ (PDF) erarbeitet, das den Studierenden zum kostenlosen Download zur Verfügung steht.
Kontakt: daniela.schroeder"AT"uni-hamburg.de