Einblicke in die digitale Transformation der betrieblichen Bildung
8. Oktober 2020, von Toni Gunner
Foto: eLearning-Journal
Ein Besuch bei der eLearning-SUMMIT-Regionalkonferenz Hamburg zur digitalen Weiterbildung in Betrieben vermittelt einen umfassenden Eindruck von neuen Tools und Praktiken - und stellt die Frage nach der Übertragbarkeit auf den Wissenschaftskontext.
Die eLearning-SUMMIT-Tour ist eine jährliche Veranstaltungsreihe, die das eLearning-journal veranstaltet. 2020 macht die Tour zwischen September und November mit insgesamt über 150 Programmbeteiligten in 5 europäischen Ländern Station. Über 3000 Learning Professionals teilen dort ihr Expertenwissen mit Anwenderunternehmen (Wirtschaft, Verwaltung, Institutionen und Organisationen etc.). Erstmals werden zusätzliche Formate zur virtuellen Teilnahme am überbetrieblichen Erfahrungsaustausch angeboten. Mit Remote-Workshops, Webinaren, Online-Barcamps, SUMMIT-Expeditionen, SUMMIT-Podcasts, Webkonferenzen und Cyber-Kongressen erweitert sich nicht nur die Anzahl der Begegnungsräume, sondern die Experten erproben ebenso virtuelle Ermöglichungsräume der betrieblichen und beruflichen Bildung für künftigen Erfahrungsaustausch und Kollaboration im Sinne einer Community-of-Practice-Struktur.
In diesem Rahmen fand am 24. September 2020 die eLearning-SUMMIT-Regionalkonferenz unter dem Motto „Digitale Weiterbildung − digitale Transformation der betrieblichen Bildung“ in der Handwerkskammer Hamburg unter höchsten coronabedingten Hygiene-Auflagen statt. Ca. 60 Teilnehmenden war es möglich, live an der Konferenz teilzunehmen, knapp 5000 weitere Teilnehmende konnten dem Event online per Live-Stream beiwohnen. Gastgeber war Frank Siepmann, Gründer von Siepmann Media und Herausgeber des eLearning Journals.
Das Programm
Das Programm startete zunächst mit einem spannenden Wake-up-Call „KI (Künstliche Intelligenz) + Mensch“ von Reinhard Karger vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), in welchem er kurzweilig und etwas philosophisch (Lieblichkeit, Moralität) über die Unterschiede zum Menschen und damit auch dessen Grenzen, aber auch Möglichkeiten sprach. Kurz lässt sich dies mit dem Moravec'sche Paradoxon zusammenfassen: Je einfacher für den Menschen, desto schwieriger für den Computer − und umgekehrt. Leistung und Wahrnehmung spielen dabei eine zentrale Rolle.
Das Programm bestand aus kurzen 7-minütigen Speed-Geeking-Beiträgen (teilweise per Zoom aus der Ferne dazugeschaltet), Input-Vorträgen namhafter Unternehmen wie Masterplan, Rosetta Stone, vitero GmbH, Avendoo, Crossknowledge, Vocanto und Pink University und Best-Practice-Beispielen von Nord/LB, Hermes Schleifmittel, Philips u. a., in welchem teilweise eindrucksvolle Tools vorgestellt wurden, mit welchen verschiedene Bereiche betrieblicher Bildung umgesetzt und unterstützt wurden. Dies beginnt bei der digitalen Vernetzung von Unternehmen mit ihren Mitarbeitenden und Betriebsräten, geht über das Sprachlernangebot für Mitarbeitende im Fernaustausch mit realen Menschen mit digitaler Unterstützung und reicht bis hin zur begleitenden Ausbildung von Bank-Auszubildenden in komplexen Lernräumen mit z. B. simulierten Beratungsgesprächen und Video-Lern-Nuggets.
Fazit
Schnell werden da die Grenzen an der Universität deutlich, denn hocheffiziente Tools bedeuten eine hohe Anschaffungssumme wie auch die Bereitschaft, sich solch kommerzieller Tools zu bedienen. Vieles ließe sich auch für wissenschaftliche Zwecke adaptieren. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass sich mit den an der Universität eingesetzten Werkzeugen schon vieles realisieren lässt (Video-Aufzeichnungen und Bereitstellung der Vorlesungen, Videokonferenzen, Lernplattformen, Blogs), um vor allem in heutiger Zeit die digitale Lehre zu unterstützen. Schade nur, wenn gerade in Institutionen wie dem Universitätskolleg, welche Unterstützung in der Produktion und auch der Nutzung solcher Dienste anbieten, die Mittel für eine langfristige Bereitstellung und den Service fehlen oder sie ganz eingestellt werden. Digitalisierung lässt sich in heutiger Zeit nicht verschieben oder gar umgehen.
Vielen Dank an Herrn Siepmann für die persönliche Einladung und den kurzweiligen Einblick in die digitale betriebliche Bildung.
Weitere Informationen zur Veranstaltung in Hamburg finden Sie auf der eLearning-Journal-Website.
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Toni Gunner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im MediaLab des Universitätskollegs der Universität Hamburg.
Kontakt: toni.gunner"AT"uni-hamburg.de