Interview Hochschulforum Digitalisierung
31. März 2020, von Redaktion Universitätskolleg
Foto: Alex Presa/Unsplash
Katharina Fischer vom Hochschulforum Digitalisierung zum Thema digitale Tools für Online-Konferenzen
Was muss bei der Organisation einer Online-Konferenz beachtet werden?
Eine der ersten Fragen, die sich stellt, ist die nach dem geeigneten Videokonferenztool. Vor der Entscheidung sollte man sich seine Bedürfnisse bewusst machen. Wie viele Teilnehmende erwarte ich? Möchte ich für Breakout-Sessions einzelne virtuelle Räume separieren? Welche Ansprüche habe ich an die Chat-Funktion? Welche Partizipationsmöglichkeiten möchte ich anbieten? Eine weitere wichtige Frage: Zu welcher Uhrzeit findet die Konferenz statt? Wenn es möglich ist, Stoßzeiten zu umgehen, hat man bessere Chancen, eine Überlastung der Server zu meiden. Einige Tools für digitale Veranstaltungen haben wir auf https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/Toolsammlung-Corona gesammelt. Natürlich sollte man vor allem die Referierenden schulen und im Idealfall mit etwas zeitlichem Vorlauf einen Textdurchlauf durchführen, um sicherzustellen, dass das technische Setup funktioniert.
Welche technische Mindestausstattung wird dafür für den einzelnen Konferenzteilnehmenden, aber auch für die Organisatorinnen und Organisatoren benötigt?
Eine stabile bandbreitenstarke Internetverbindung und eine gute Webcam plus hochwertiges Headset bei allen Beteiligten sind das Idealszenario. Das ist jedoch in den seltensten Fällen gegeben. Ich möchte dazu aufrufen, beim Bedenken der technischen Aspekte vor allem auch die Seite der Teilnehmenden mitzudenken. Die hat man nicht in der Hand. Daher heißt es, selbst wenn man selbst bestens ausgestattet ist: Plan B und am besten auch Plan C parat haben. Wenn die Bandbreite in die Knie geht, muss man vielleicht schweren Herzens das Video ausschalten, um etwas verstehen zu können. Kommt dann der Inhalt noch rüber? Kann man Teile der Veranstaltung vielleicht voraufzeichnen und digital verteilen, um Livestreaming zu ersetzen? Sind meine Inhalte auch auf kleinen Displays mobiler Geräte gut zu erkennen?
Gibt es digitale Tools, die besser für eine Online-Konferenz mit vielen Teilnehmenden geeignet sind als andere?
Hier machen wir auch im Hochschulforum Digitalisierung gerade verschiedene Erfahrungen und probieren mehr aus, als es noch vor ein paar Wochen der Fall war. Wenn es Probleme gibt, dann liegt es häufig entweder daran, dass die Teilnehmendenzahl der Tools begrenzt ist, oder daran, dass die Server temporär überlastet sind. Hier hilft natürlich auch der Blick nach links und rechts: Womit veranstalten andere, vielleicht Erfahrenere ihre Online-Konferenzen? Was hat mir in der Vergangenheit als Teilnehmende gefallen, was hat mich gestört? Wir möchten hier kein Tool als das Nonplusultra herausstellen. Das haben wir bisher nicht gefunden.
Wie können die Konferenzmaterialien, z. B. Vorträge, Poster, Videos etc., am besten digital gebündelt und online zur Verfügung gestellt werden?
Das hängt stark davon ab, was ich wem zur Verfügung stellen kann. Foliendecks können kurzerhand als Mailanhang versandt werden. Genauso ist es mit Videos per Transferlink. Vorausgesetzt, man hat die E-Mail-Adressen der Teilnehmenden. Generell möchte ich dafür plädieren, alles, das nicht geheim ist, so offen wie möglich zu dokumentieren. Dazu gehört ggf. auch, Kontext für diejenigen zu liefern, die selbst nicht bei der Online-Konferenz dabei waren, und so die maximale Wirkung zu erzielen. Die Bereitstellung sämtlicher Ressourcen von der Videoaufzeichnung bis zu Foliendecks oder im Rahmen der Konferenz kollaborativ erarbeiteter Dokumente auf der Seite der jeweiligen Hochschuleinrichtung oder Institution ist ein bewährter Weg, der meist recht viel Gestaltungsspielraum bietet.
Auf die Zukunft gesehen: Ist es möglich, dass sich Hochschulen eigene Plattformen und Tools für Online-Konferenzen aufbauen, die einen Umstieg auf Online-Veranstaltungen und digitale Inhalte zukünftig schneller und kostengünstiger ermöglichen?
Der DFN bietet mit Adobe Connect da ja bereits ein starkes und stark verbreitetes Tool. Auch wenn der Dienst dieser Tage wiederholt überlastet war, ist er keinesfalls zu unterschätzen. Hochschuleigene Tools aufzubauen wäre mit Sicherheit eine hohe Investition, die dann einer relativ kleinen Nutzergruppe zugutekommt. Ob die Corona-Pandemie einzelne Hochschulen nun inspiriert, derartige Investitionen zu tätigen, bleibt abzuwarten. Aktuell ist man dort wohl zumeist mit dem Möglichmachen des Semesterstarts beschäftigt. Zugegebenermaßen bin ich hier durch meine Funktion beim Hochschulforum Digitalisierung nicht ganz unvoreingenommen, aber eine persönliche Äußerung zum Abschluss: Ich bin Fan von Lösungen, die möglichst vielen Leuten nutzen!
Vielen Dank für das Gespräch!