Bewährtes möglichst bewahren
17. Dezember 2019, von Astrid Froese, Claudia Staudacher-Haase und Franz Vergöhl
Foto: Osnabrückhalle
Zu Gast bei der 4. QPL-Fachtagung „Wissen sichern, teilen, transferieren“ am 9./10. Dezember 2019 in Osnabrück
Ein Erfolg war der Qualitätspakt Lehre, so viel lässt sich ein Jahr vor seinem Ende mit Sicherheit sagen, in jedem Fall. Den finanziellen Mitteln, die der Bund den deutschen Hochschulen zwischen 2010 und 2020 zur Verfügung gestellt hat, ist es zu verdanken, dass zahlreiche Initiativen und Projekte realisiert werden konnten, die wertvolle Impulse zur Verbesserung der Studienbedingungen und der Lehrqualität geliefert und damit einen Kulturwandel zur Stärkung der Lehre angestoßen haben. Genauso sicher ist jedoch, dass nicht alle Projekte nach dem Auslaufen der Förderung weitergeführt oder verstetigt werden – nicht einmal all diejenigen, die sich in der Praxis bewährt haben.
Für die Hochschulen bedeutet dies, die Restlaufzeit der zweiten Förderphase auch dafür zu nutzen, das angesammelte Projektwissen zu dokumentieren und damit das Know-how der meist befristet beschäftigten Mitarbeitenden möglichst weitgehend zu bewahren. Welchen Anforderungen muss nachhaltiges Wissensmanagement dabei genügen? Wie können unterschiedliche Wissensarten erfolgreich erhoben, gesichert und erprobte Maßnahmen langfristig in die Hochschulstrukturen implementiert werden? Und was braucht es, damit der Transfer von gewonnenen Erkenntnissen zwischen Hochschulen, innerhalb von Verbünden oder auch zu anderen Institutionen gelingt? All diese Fragen standen bei der vierten „Qualitätspakt Lehre“-Fachtagung am 9./10. Dezember 2019 in Osnabrück auf dem Programm.
Schwerpunktthemen: Wissensmanagement und Transfer
Inhaltlich eröffnet wurde die Tagung durch die Keynote von Gabriele Vollmar, Autorin, Dozentin und selbstständige Beraterin zum Thema Wissensmanagement. Unter dem Titel „Mit Wissensmanagement zur intelligenten Organisation“ bildeten ihre Überlegungen zu organisationalem Lernen den Auftakt. Ausreichend Raum für Reflexion und soziale Interaktion sowie funktionierende Kommunikationsstrukturen sind nach Vollmar für kollektives Lernen unerlässlich, Hochschulen als intelligente lernende Organisationen für die Wissensgesellschaft unverzichtbar. Daran anknüpfend thematisierten die parallel stattfindenden Workshops zu „Wissensmanagement und Projektmanagement“, „Wissensmanagement einführen“, „Methoden und Tools zum Umgang mit explizitem Wissen“ sowie „Erfahrungswissen identifizieren und sichern“ grundlegende Aspekte zum Thema.
Der Fokus des zweiten Tages lag auf „Good Practices – Transfer im Qualitätspakt Lehre“. Dafür standen zunächst die „Herausforderungen für den Transfer von Ideen und Wissen an Hochschulen“ im Zentrum der Keynote von Prof. Dr. Uwe Schmidt, Professor für Hochschulforschung am Institut für Soziologie der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und Leiter des Zentrums für Qualitätssicherung und -entwicklung sowie Leiter der Geschäftsstelle des Hochschulevaluierungsbundes Süd-West und der Mainzer Arbeitsstelle Kleine Fächer. Schmidt verwies in seiner Keynote auf die zunehmende Relevanz von Projekttransfer. Er betonte die Notwendigkeit hinreichender Evidenzbasierung und der Adaption an die Rahmenbedingungen des Zielkontexts sowie den hohen Zeitaufwand, der für jeden gelingenden Transfer zu veranschlagen ist. Der Mehrwert, so Schmidt, liegt in der höheren Qualität bereits erprobter Projekte, nicht in der häufig angenommenen Kostenersparnis.
Raum für persönlichen Austausch zu individuellen Projekten und Erfahrungen boten im Anschluss die Workshops zu „Transfer – erfolgreiches Fortführen von Projekten“, „Transfer zwischen den Hochschulen“, „Transfer von Hochschulen zu anderen Institutionen“, „Transfer in Verbünden – Strukturen und Kommunikation“, „Transfer in Verbünden – Schwerpunkt Digitalisierung“ und „Transfer in Hochschulen – Schwerpunkt Didaktik“.
Die abschließende Podiumsdiskussion bestritten Dr. Martin Lommel, Leiter der Abteilung Lehre und Qualitätssicherung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M., Dr. Isabel Roessler, Senior-Projektmanagerin am CHE Centrum für Hochschulentwicklung gGmbH, Prof. Dr. Uwe Schmidt sowie Prof. Dr.-Ing. Karin Vosseberg, Konrektorin für Studium und Lehre an der Hochschule Bremerhaven. Sie würdigten den Qualitätspakt Lehre nochmals als erfolgreichen Impulsgeber für den dringend erforderlichen Wandel des Stellenwerts von Lehre. Im Verlauf der zwei Förderphasen habe er Curricula verändert und wichtige Austauschmöglichkeiten geschaffen. Ferner appellierten die Teilnehmenden in diesem Zusammenhang sowohl an die Landesregierungen als auch an die Hochschulleitungen, das Ihrige zu einer weitgehenden Verstetigung des Erreichten beizutragen und damit auch für die hochqualifizierten Mitarbeitenden eine verbindliche Perspektive zu schaffen.
Fazit der 4. QPL-Fachtagung
Wenn der Praxisbezug zur Hochschule in einigen der Workshops leider kaum vorhanden war, so boten die zwei Tage den Teilnehmenden vielfältige Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten. Sowohl ein Großteil der Vortragenden als auch der Workshop-Leitungen des ersten Tages waren fachlich versierte Personen aus Wirtschaft und Industrie, was zur Folge hatte, dass der Transfer des Themas in die Hochschule nur am Rande stattfand. Am zweiten Tag kamen ausschließlich Personen aus der QPL-Landschaft zu Wort, wodurch mehr passende Inhalte präsentiert wurden.
Was bleibt?
Das Universitätskolleg, das in seiner Funktion als Entwicklungslabor und Kommunikationsplattform an der Universität Hamburg sein Projektwissen und seine Erfahrungen seit Beginn der ersten „Qualitätspakt Lehre“-Förderperiode über verschiedene Publikationsformate gesichert und zugänglich gemacht hat, durfte sich in diesem Vorgehen bestätigt sehen: Seine Publikationen mit ihren Einblicken in die Weiterentwicklung von Studium und Lehre an der Universität Hamburg werden hochschulübergreifend rezipiert, wie die Rückmeldungen im Rahmen der persönlichen Gespräche gezeigt haben.