Lehre für eine neue Generation
2. November 2018, von Janina Hemerka, Kathrin Gogolin und Philipp I. Lee
Foto: inSTUDIES, RUB
Welchen Mehrwehrt bietet studentische Forschung und Lehre? Welche Konzepte sind erfolgreich? Diese Fragen galt es auf der 3. Studentischen Konferenz der Ruhr-Universität Bochum zu beantworten.
Studierende aller Fachrichtungen von über 20 Universitäten und Hochschulen in Deutschland trafen sich unter dem Leitthema „Forschen und Lehren in studentischer Hand“ vom 4. bis 5. Oktober 2018 in Bochum, um sich über Ergebnisse und Erfahrungen ihrer Forschungs- und Lehrprojekte auszutauschen. Das Universitätskolleg war mit zwei Beiträgen auf der Konferenz vertreten.
Im ersten Vortragsforum „Lernen für die Praxis“ drehte sich alles um Projekte, die den Transfer von theoretischem Wissen in praktische Übungsformate in den Fokus stellten. Philipp Lee vom Universitätskolleg Hamburg präsentierte die Ergebnisse seines Tutoriums „Lernmanagement am juristischen Fall“, das Studienanfängerinnen und -anfängern den erfolgreichen Start in das Rechtswissenschaftsstudium ebnet. Philipp Lee sprach aus Erfahrung − durch den frühzeitigen Zugang zu fachspezifischen Prüfungsformaten stellen sich schnell positive Lerneffekte ein und Studierende lernen ihr Lehr- und Lernverhalten zu reflektieren.
Studierende der Migrationsrechtlichen Legal Clinic Dortmund e. V. der Fachhochschule Dortmund waren mit einem interdisziplinären Praxisbericht vertreten: Fachkräfte der Sozialen Arbeit mit migrationsrechtlichen Grundlagenwissen in einer Weise vertraut zu machen, die es ihnen erlaubt, herangetragene Fragen juristisch einzuordnen und damit studiengangsübergreifend neue Synergien zu schaffen.
Im zweiten Vortragsforum des Tages „Rollen- und Perspektivenwechsel“ stellten Studierende der Ruhr-Universität Bochum ein Lehr-Lern-Angebot für einen erfolgreichen Studieneinstieg vor. Die Konzeptualisierung, Vorbereitung, Durchführung und Evaluation wurde von Studierenden der Fachrichtung Sozialwissenschaft aus den höheren Fachsemestern geleistet und durch wöchentlich stattfindende Tutorien in Kleingruppen durchgeführt.
Lösungsorientierte Ansätze für eine neue Generation
Sarah Heiden, Studentin der Technischen Hochschule Nürnberg, präsentierte in einem Kurzvortrag den hochschuldidaktischen Workshop „Generation Z – Die Studierenden von heute“, den sie im Sommer 2018 an der TU Nürnberg für Lehrende gehalten hatte. Zu den prägenden Charakteristika der Generation Z zählt vor allem eine verstärkte Wahrnehmung von Unsicherheit und dem Streben nach einer klaren Trennung zwischen Arbeits- und Sozialleben. Die daraus entstehenden Ansprüche der Studierenden, wie der Wunsch nach einer intensiveren Betreuung durch Lehrende im Studium, wirken sich schon jetzt auf die Zukunft der Lehre aus. Innerhalb ihres Workshops regte Heiden die Lehrenden dazu an, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und die eigenen Lehrmethoden durch den Einsatz interaktiver Tools wie Padlet und Pinterest zu hinterfragen.
Die Generation Z stellt auch unseren Projektbereich, die Studentische Partizipation, vor neue Herausforderungen und birgt neue Chancen für die Zukunft. Wie kann das Universitätskolleg die neue Generation der Studierenden erreichen? Wie kann nachhaltige Lehre und die damit einhergehende Qualität im Kontext des Generationswandels gewahrt werden?
Im Anschluss wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur „Open Stage“ ins Musische Zentrum der RUB geladen. Studierende brachten dabei Lernergebnisse wissenschaftlicher Abschlussarbeiten und Seminare durch innovative Ausdrucksformate (musikalische Repräsentation, künstlerische Präsentationsformate) auf die Bühne des Theatersaals. Das Format wurde durch einen Beitrag der studentischen TEDx-Organisatoren abgerundet.
Lehre in studentischer Hand
Der letzte Tag der Konferenz startete für das Team der studentischen Partizipation mit einem Workshop zum Thema: „Do it yourself – Studierende gestalten ihre Lehre selbst. Nachhaltig und für alle zugänglich als Open Educational Resources“. Christine Ruthenfranz, Michael Fuchs und Vanessa van der Bogart stellten ein Seminarformat vor, in dem Studierende der Erziehungswissenschaft nach einer inhaltlichen Einarbeitung Lernvideos zum Thema Motivation produzierten, um die Inhalte der Lerneinheit didaktisch für andere Studierende aufzuarbeiten und öffentlich bereitzustellen. Zu Beginn des Workshops wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgefordert, Hindernisse von projektorientierten Seminaren zu nennen. Dazu zählten: qualitative Mängel, die durch fehlendes fachliches und inhaltliches Wissen entstehen, sowie rechtliche Schwierigkeiten bei der Nutzung von Medien, die unter einer Creative-Commons-Lizenz eingebunden werden können. Im Anschluss daran erörterten die Dozierenden ihre Lösungsansätze. Als Erfolgsfaktoren wurde unter anderem eine intensive Auseinandersetzung mit fachlichen „Tools“ genannt und der Appell an Lehrende, eine fachliche Betreuung im Vorfeld zu gewährleisten, um die Studierenden dazu zu befähigen, eigenständig mit den Lernmaterialien umzugehen.
Im Zuge einer Postersession präsentierte sich das Team der Studentischen Partizipation mit einem wissenschaftlichen Poster und hatte die Chance, sich mit Interessierten auszutauschen.
Unser Fazit
Studentische Perspektiven spielen in der Gestaltung von Hochschullehre eine immer größere Rolle. Um Lehre kontinuierlich zu verbessern, müssen Studierende und Lehrende Synergien nutzen, die durch innovative Lehr- und Lernprojekte entstehen, ohne dabei die Ansprüche beider Zielgruppen aus den Augen zu verlieren.
Das Programm der 3. Studentischen Konferenz finden Sie hier.