Barrierefreie Veranstaltungen und Medien
Barrierefreiheit bedeutet nicht nur, dass Gebäude beispielsweise für Rollstuhlfahrende zugänglich gemacht werden. Barrierefreiheit kann z. B. auch den Abbau von sprachlichen Barrieren bedeuten.
Dem Ansatz liegt die Annahme zugrunde:
- Barrieren sind gesellschaftliche Barrieren.
- Es ist nicht das Problem der Menschen, dass diese durch Barrieren an der Teilnahme gehindert werden, sondern dass seitens der Gesellschaft die individuellen Bedürfnisse und die vielfältigen Unterscheide nicht berücksichtigt werden.
- Das ideale Ziel von Barrierefreiheit ist es deshalb, mögliche Barrieren von sich aus seitens der Veranstaltenden zu kennen und zu beseitigen, sodass alle problemlos teilnehmen können.
Im Folgenden haben wir deshalb unterschiedliche Anregungen zusammengetragen, wie ihr eure Veranstaltungen, aber auch eure Medien inklusiver bzw. barrierefreier gestalten könnt.
Wie kann ich Veranstaltungen barrierefreier gestalten?
Zeitliche Planung ermöglichen
Leider können beim Thema zeitliche Planung oftmals nicht alle Bedürfnisse abgedekct werden. Legt man beispielsweise die wichtigsten Veranstaltungen nur auf ein oder zwei Tage, kommt das zwar denen entgegen, die nicht eine ganze Woche Zeit haben. Andererseits werden aber diejenigen komplett ausgeschlossen, die an genau diesen Tagen verhindert sind. Was aber möglich ist: Die Veranstaltungen können zwischen 9.00 und 16.00 gelegt werden, sodass Studierende mit langer Anfahrt oder auch Eltern daran teilnehmen können. Gut wäre auch, wenn einige der sozialen Aktivitäten in diesem Zeitrahmen stattfinden. Bei größeren Studiengängen könnten wichtige Veranstaltungen auch doppelt an unterschiedlichen Tagen/Uhrzeiten angeboten werden.
Generell ist es besonders wichtig, die Veranstaltungstermine, einschließlich der Uhrzeiten,
möglichst frühzeitig mitzuteilen.
(siehe Einladung und Willkommenszeichen)
Kinderbetreuung ermöglichen
Die Organisation einer fachübergreifenden Kinderbetreuung während der OE-Woche existiert derzeit leider noch nicht. Es gibt aber eine Reihe von Möglichkeiten, auf die ihr die neuen Studierenden rechtzeitig hinweisen könnt (siehe Willkommenszeichen).
Das Familienbüro der Universität bietet Beratung an und hat einen Leitfaden zu den Kinderbetreuungsangeboten an der Universität Hamburg erstellt:
Leitfaden zu den Kinderbetreuungsangeboten (PDF)
Der UniEltern e. V. bietet sowohl Beratung als auch ein eigenes Betreuungsangebot an.
Schriftliche Unterlagen zugänglich machen
Es ist sehr hilfreich, wenn Informationen, die während der OE vermittelt werden, schon frühzeitig auf der OE-Website veröffentlicht und nicht ausschließlich als Printprodukte zur Verfügung gestellt werden.
Informationen, die auf der Website orts- und zeitunabhängig für alle zugänglich sind, helfen vielen Menschen weiter:
- Personen, die während der OE-Woche nicht oder nur teilweise teilnehmen können,
- Personen, die etwas nachlesen möchten (beispielsweise weil sie sich Infos nicht gemerkt haben oder weil sie sich nicht getraut haben nachzufragen).
- Auch für Personen mit Sehbeeinträchtigungen sind Materialien im Vorfeld sehr sinnvoll. Digitale Versionen können dann schon im Vorfeld durch entsprechende Lesegeräte von den Studierenden ausgelesen werden.
Falls bisher Präsentationen und andere Infomaterialien nicht auf der Website zur Verfügung stehen, kann es eine organisatorische Herausforderung sein, dies „in einem Rutsch“ umzustellen. Es ist aber möglich, mit dem Material und in dem Umfang zu beginnen, wie es vom Aufwand her für euch möglich ist. In der nächsten OE können weitere Schritte folgen.
Mündliche Informationen zugänglich machen
Internationale Studierende
Internationale Studierende bringen sehr gute Sprachkenntnisse mit. Sowohl bei deutschsprachigen als auch den deutsch-englischsprachigen Studiengängen gelten Deutschkenntnisse auf C1-Niveau als Zulassungsvoraussetzung und ein entsprechendes Niveau für Englischkenntnisse bei englischsprachigen Studiengängen. Aber kennen wir das nicht alle aus unserer eigenen Erfahrung mit Fremdsprachen? Es ist nicht einfach, alles zu verstehen, wenn wir plötzlich die gelernte Sprache praktisch anwenden müssen, wenn Muttersprachler*innen schnell, leise, mit unverständlichen Uni-Abkürzungen, Redewendungen oder Dialekt sprechen oder sehr viele Geräusche zusätzlich zu den Vortragenden zu hören sind.
Studierende mit Hörbeeinträchtigungen
Hörgeräte trennen nicht zwischen Hintergrundgeräuschen und gesprochenen Worten. Dadurch ist es besonders wichtig, für Stille zu sorgen, da es sonst nicht mehr möglich ist, den Inhalten zu folgen. Wenn ein Mikrofon vorhanden ist, ist es sinnvoll, dieses auch zu verwenden; Personen, die ein Hörgerät oder Cochlea-Implantat verwenden, können die Inhalte dann am besten verstehen. Auch wenn Vortragende leise oder schnell reden usw., erschwert dies − nicht nur Studierenden mit Hörbeeinträchtigungen − die Informationsaufnahme. Sinnvoll ist es auch, Pausen zu machen. Personen mit Höreinschränkungen konzentrieren sich möglicherweise auf die Lippen, Mimik und Gestik der Vortragenden oder ihrer Gebärdendolmetscher*in, können aber nicht gleichzeitig das Tafelbild oder die Folien lesen.
Hilfreich ist deshalb für alle:
- Bereits bei den Informationen auf der Website und in der Einladung zur OE Offenheit und Ansprechbarkeit für individuelle Bedürfnisse äußern. (siehe Willkommenszeichen)
- Bei der Veranstaltungsvorbereitung die Raumakustik testen (sind Vortragende auch im hinteren Bereich hörbar?), Mikros und Lautsprecher testen bzw. besorgen. Die Vortragenden sollten für alle Teilnehmenden gut sichtbar sein.
- Zu Beginn eines Vortrags fragen, ob alle alles gut verstehen können.
- Die Folien sollten am besten einige Zeit vor der OE online zur Verfügung stehen, sodass Studierende sich vorbereiten können. Die Unterlagen sollten als Textdatei und nicht als Grafikdatei vorliegen, sodass entsprechende Lesegeräte die Inhalte auslesen können.
- Während des Vortrags: Alle wichtigen Informationen sollten nicht nur gesprochen, sondern mittels Powerpoint oder anderen Visualisierungsmethoden gezeigt werden. Toll wäre auch, wenn Exemplare ausgedruckt bei der Veranstaltung zur Verfügung stehen würden.
- Bei der Erstellung der Vorträge/Folien sollte nicht vorausgesetzt werden, dass unibezogene Abkürzungen und Begriffe bekannt sind. Sie sollten kurz erklärt werden und die englische Übersetzung in Klammern angegeben werden. Die englischen Begriffe findet ihr in der deutsch-englischen Terminologiedatenbank der Universität Hamburg.
- Pausen während des Vortrags erleichtern und ermöglichen das Verstehen.
Übersicht zu den Gebäuden/Räumen/Toiletten eurer OE zugänglich machen
Wenn ihr frühzeitig Informationen über die Gebäude und Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, können die neuen Studierenden erfahren, inwiefern sie einfach teilnehmen können, ob sie sich etwas im Voraus organisieren müssen oder sich mit ihrem Bedarf rechtzeitig vorher an euch oder die zuständige Stelle der Uni Hamburg wenden sollten. Frühzeitige Transparenz kann schon im Vorfeld Zugänge eröffnen. Unser Vorschlag lautet deshalb: Erstellt eine Übersicht zu dem/den Gebäude/n und Räumen, in denen eure OE stattfindet, und veröffentlicht diese Übersicht rechtzeitig, am besten dauerhaft auf eurer OE-Website.
Welche Infos sollte eine diversitätssensible Übersicht enthalten?
- Werden alle Räume der OE durch den gleichen oder durch verschiedene Eingänge erreicht? Sind diese Eingänge stufenfrei oder gibt es Treppen?
- Auf welcher(n) Etagen befinden sich die Räume? Sind sie per Aufzug erreichbar?
- Sind barrierefreie Toiletten vorhanden? In welchem Stockwerk?
- Sind genderneutrale Toiletten vorhanden?
- Sind Räume der Stille/Rückzugsräume vorhanden? Könnten sie auch für die Dauer der OE von euch eingerichtet werden?
- Gibt es die Möglichkeit, Wasser/ Getränke in der Nähe zu kaufen?
- Gibt es Wickeltische?
- Wo finden die sozialen Aktivitäten statt? Gibt es auf den Websites der Kneipen, Bars, Cafés, Touranbieter etc. entsprechende Infos, auf die ihr verlinken könnt? Oder kennt ihr die Gegebenheiten vor Ort und könnt sie beschreiben?
Welche Barrieren können neue Studierende noch daran hindern, an euren OE-Veranstaltungen teilzunehmen? Ergänzt die Liste in Bezug auf eure Gebäude und Räumlichkeiten.
Zusätzlich kann auf folgende Informationen der Uni Hamburg verlinkt werden:
- Campuszugänglichkeit der Uni Hamburg
- Campuszugänglichkeit der Uni Hamburg ( Überseering)
- Raum der Stille
- Über den Button Familiengerechter Campus des Campus-Navigators können alle Einrichtungen, z. B. auch Wickeltische angezeigt werden.
Wie kann ich Medien barrierefreier gestalten?
Wir gehen in diesem Leitfaden davon aus, dass im Rahmen der OE folgende Medien eine Rolle spielen: Website, Powerpoint, Word- und PDF-Dokumente, die auf der Website hochgeladen werden. Welche Medien nutzt ihr noch? Sind unsere Vorschläge auf diese anwendbar?
Die Websites der Uni Hamburg werden mit dem Contentmanagementsystem FIONA betrieben und berücksichtigen die Prinzipien der Barrierefreiheit größtenteils bzw. ermöglichen diese, sofern die Bearbeiter*innen der Webseiten entsprechend sensibilisiert sind und die Prinzipien ebenfalls beachten. Basiert die OE-Website nicht auf einer Uni-Hamburg-Website, sondern z. B. auf einer freien Blogsoftware, liegt es im Verantwortungsbereich der OE, die Webseite auf Barrierefreiheit zu überprüfen. Bezüglich der Uni-Hamburg-Websites sind die Mitarbeiter*innen des Referats Online-Dienste der Uni Hamburg die Ansprechpersonen für Fragen rund um die Umsetzung von Barrierefreiheit und helfen gern weiter.
Was ist für Barrierefreiheit wichtig? Die 4 Prinzipien für barrierefreies Internet
1. Wahrnehmbar: Inhalte dürfen nicht ausschließlich auf eine Sinneswahrnehmung ausgerichtet sein, sondern müssen für alle wahrnehmbar sein, z. B. solltet ihr für sehbeeinträchtigte Studierende das Visuelle verbalisieren und für hörbeeinträchtigte Studierende das Verbalisierte visualisieren (Untertitel und andere Alternativen für Multimedia).
2. Verständlich: Die Struktur muss übersichtlich und Inhalte müssen verständlich sein.
3. Bedienbar: Die Website muss von allen Menschen bedienbar sein, alle Funktionalitäten müssen von der Tastatur aus verfügbar sein, nicht z. B. ausschließlich mit einer Maus navigierbar sein.
4. Robust: Die Website muss zuverlässig mit verschiedenen (mobilen) Geräten und Assistenztechnologien genutzt werden können.
Diese 4 internationalen Prinzipien entsprechen dem „Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.0) des World Wide Web Consortium (W3C):
Was ist bei der Erstellung von Dokumenten (Word, PDF, Powerpoint) zu beachten?
Was bedeutet das konkret? Mit der barrierefreien Gestaltung von Dokumenten wird Studierenden mit Sinnesbeeinträchtigungen Teilhabe und Zugang zu den Informationen ermöglicht. Bei der Erstellung sind folgende, einfach umsetzbare Punkte zu beachten:
- Dokumente mit Formatvorlagen strukturieren (z. B. Überschrift statt typografische Fettung),
- Serifenlose Schrift (z. B. Calibri, Arial) in mind. 12 pt,
- kontrastreich (möglichst Schwarz auf Weiß, Rot-Grün vermeiden),
- keine unnötigen Leerzeichen und manuell erzeugten Absätze,
- Mehrspaltigkeit eher vermeiden,
- Bilder/Grafiken/Listen (nicht zu viele) mit beschreibenden Alternativtexten versehen,
- Einstellung „Standardsprache Deutsch“, da sonst keine phonetisch korrekte Wiedergabe durch eine Sprachausgabesoftware möglich ist,
- Word 2010: „Datei Informationen Auf Probleme überprüfen Barrierefreiheit überprüfen“,
- Adobe Acrobat Pro zur Erstellung von pdf-Dateien empfohlen (Sprache, Leserichtung, vollständige Überprüfung),
- Überprüfungstool „pac.exe" (freeware)
Auch bezüglich der Erstellung barrierefreier Dokumente für die Uni-Hamburg-Websites sind die Mitarbeiter*innen des Referats Online-Dienste der Uni Hamburg die Ansprechpersonen für Fragen rund um die Umsetzung von Barrierefreiheit und helfen gern weiter.
Sprachausgabe und Tastaturnavigation ausprobieren
Wenn ihr ausprobieren möchtet, wie ein Screenreader arbeitet, könnt ihr das beispielsweise über die kostenfreie Software nvda ausprobieren, bei Macs über voiceover bei Windows-PCs über die Sprachausgabe.
Beispiel Sprachausgabe bei Windows
Mit Windows lässt sich die sogenannte Windows-Sprachausgabe (ehemals: Microsoft Sam) nutzen. Diese könnt ihr über das Center für erleichterte Bedienung starten.
Das Center für erleichterte Bedienung findet ihr in der Systemsteuerung (oder einfach über die Suchfunktion in der Taskleiste). Dabei ist wichtig, dass ihr in der Sprachausgabe unter NAVIGATION die Option „Lesen und Bildschirminteraktion mit der Maus zulassen“ aktiviert (siehe Screenshot).
Tastaturnavigation
Wenn man bei Windows-PCs mit der Tastatur navigieren möchte, lässt sich mit FESTSTELLTASTE+LEERZEICHEN der Scanmodus aktivieren.
Mit STRG+NACH-UNTEN kann man sich dann jeweils zur nächsten Textzeile navigieren.
Mit I wechselt man dann jeweils zum nächsten Element.
Mehr zur Steuerung erfahrt ihr hier.
Unterstützung für Studierende, die während der OE-Woche nicht anwesend sein können
Es gibt viele Gründe, aus denen Studierende nicht an der OE teilnehmen können. Zu einer diversitätssensiblen OE gehört deshalb auch, ein Angebot zu entwickeln, das für dieses Problem eine gute Lösung bietet. Je nach Möglichkeiten des OE-Teams könnte Folgendes angeboten werden:
- Einzelberatung und individuelle Betreuung: Es besteht für die Studierenden die Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen, Fragen zu stellen, Hilfe zu erhalten und sich mit einer*m Tutor*in nach Ankunft in Hamburg/am Fachbereich zu treffen. Evtl. kann dies so organisiert werden, dass die Kontaktaufnahme über das Studienbüro läuft, sodass das Studienbüro informieren und zusätzlich an eine*n Tutor*in zur weiteren Unterstützung vermitteln kann.
- Gruppentermine: Zu bestimmten Zeiten, z. B. einmal eine Woche nach der OE und noch mal zwei Wochen nach der OE, werden Termine angeboten, an denen in Kurzform die wichtigsten Informationen vermittelt und auch eine soziale Aktivität angeboten wird.
- Buddy-System: Erfahrene Studierende erklären sich bereit, neuen Studierenden, die nicht an der OE teilnehmen konnten, den Fachbereich und den Campus zu zeigen sowie die wichtigsten Informationen – z. B. anhand der Online-OEMaterialien – zu vermitteln.
Es ist hilfreich, diese Unterstützung bereits vor der OE auf der Website anzukündigen. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, dass es eine Information gibt, ob Studierende, die nicht an der OE teilnehmen können, sich selbstständig für die Veranstaltungen in STiNE anmelden müssen oder ob dies in Ausnahmefällen nach der OE nachgeholt werden kann.
Weitere Infos und Ansprechpersonen
Barrierefreiheit und Lehre
Toolbox zu barrierefreier Lehre
Lehre barrierefrei gestalten (PDF)
Einführung und Webinare zu barrierefreien Medien
Einführung in Barrierefreiheit
Informationen der Uni Hamburg für Studienbüros und Lehrende
Übersicht „Wie können Studienbüros ihre Angebote inklusiv(er) gestalten?“ (PDF)
Übersicht „Tipps für eine inklusive(re) Gestaltung von Lehrveranstaltungen“ (PDF)
Info-Broschüre des AK moB – Arbeitskreis mit ohne Behinderung
Die Info-Broschüre bezieht sich auf Veranstaltungen aus dem nichtuniversitären Bereich, z. B. kulturelle oder politische. Sie ist verständlich, klärt über Hintergründe von Barrieren auf und gibt viele Tipps, die sich auch auf den OE-Kontext übertragen lassen.
Daten zur Situation von Studierenden mit Behinderung und chronischer Erkrankung
best2 − beeinträchtigt studieren (PDF)
Ansprechpersonen an der Uni Hamburg
Büro für die Belange von Studierenden mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten