#14 Schreib jetzt ... zu Hause: Mit Betreuenden und Prüfenden digital kommunizieren
6. Juli 2020, von Susannah Ewing
Foto: Pixabay/Vinzent Weinbeer
In der Corona-Zeit ist Kommunikation sowohl wichtiger als auch komplizierter denn je, und gerade mit Prüfenden und Projektbetreuenden kann sie besonders kniffelig sein. Hier finden Sie ein paar Tipps, wie digitale Kommunikation mit Dozierenden erfolgreich gestaltet werden kann.
Die Möglichkeiten der Kommunikation sind zurzeit eher eingeschränkt. Gerade bei der Kommunikation aus der Ferne können meta- und extralinguistische Signale fehlen, die oft wichtige Informationen vermitteln: Hat die Prüfende gerade zustimmend genickt oder nur den Kopf gehoben, um die Kamera zurechtzustellen? Hat der Betreuende sich einfach nur geräuspert oder wollte er damit meinen Redefluss unterbrechen? Nicht so einfach, wenn alles über das Telefon oder eine instabile Videoverbindung läuft … Mit guter Vorarbeit kann Kommunikation aus der Ferne jedoch gut gelingen und sie bietet Ihnen sogar Möglichkeiten, den Austausch besser zu steuern.
Erste Schritte
Das Wichtigste ist die Vorbereitung. Zunächst sollten Sie prüfen, ob Sie für Ihre Frage(n) wirklich Ihre Dozentin bzw. Ihren Dozenten brauchen. Vielleicht bekommen Sie ja an anderer Stelle die relevanten Informationen:
- Geht es um eine Seminararbeit? Schauen Sie erst mal in den Seminarplan und in die Kursmaterialien.
- Tutorinnen und Tutoren sowie manchmal auch Kommilitoninnen und Kommilitonen sind oft sehr gute Quellen.
- Bei einer Examensarbeit sind eher die Prüfungsordnung und die Webseiten des Instituts bzw. der Fakultät hilfreich.
Diese Bezugsquellen helfen allerdings bei tiefergehenden Fragen zu wissenschaftlichen Inhalten oder Methoden nicht weiter. Für eine Anfrage per E-Mail oder für die Sprechstunde bei einer Dozentin bzw. einem Dozenten sollten Sie genau diese Fragen gut vorbereiten. Überlegen Sie sich zunächst, was Sie genau brauchen: Was ist unklar? Wo brauchen Sie Unterstützung? Benötigen Sie Anregungen, weil Sie inhaltlich nicht weiterkommen, oder möchten Sie Ihre Gliederung abnicken lassen? Listen Sie Ihre Fragen auf, klären Sie deren jeweiligen Kern (Literatur, Theorie, Analyse/Argumentation, Methode etc.) und priorisieren Sie sie: Was müssen Sie jetzt unbedingt klären, um weiterschreiben zu können?
E-Mail-Kontakt
Die Kommunikation per E-Mail ist bequem, aber sie darf nicht zu informell werden. Schwierig ist: Einiges fällt weg, was in der Kommunikation von Angesicht zu Angesicht selbstverständlich ist. Gut ist: Sie haben Zeit, um alles präzise und passend zu formulieren. Zeigen Sie Ihren Respekt in der Ansprache (Sehr geehrte Frau Professorin X, Lieber Herr Dr. Y), aber auch darin, dass Sie Ihre Bedürfnisse höflich, aber klar und fachsprachlich adäquat kommunizieren. Gehen Sie vorher Ihre offenen Fragen durch, priorisieren Sie sie (nie mehr als 7 Fragen …) und schreiben Sie in der E-Mail alles, was Ihre Prüferin bzw. Ihr Prüfer braucht, um diese einzelnen Fragen präzise und zeitsparend zu beantworten. Zögern Sie auch nicht, kurz an die Ergebnisse Ihres letzten Austauschs zu erinnern (Bei unserem letzten Telefonat am … haben wir vereinbart, dass ich … .) und wichtige Begleitdokumente (Gliederung, Exposé) anzuhängen. Eventuell wird es bei einer E-Mail-Antwort bleiben. Wünschen Sie sich ein Gespräch mit Ihrem Prüfenden, sollten Sie explizit darauf hinweisen.
Fernsprechstunde
Findet das Gespräch über Telefon oder Video statt, suchen Sie einen ruhigen Ort, um das Gespräch zu führen, und sorgen Sie im Vorfeld unbedingt dafür, dass Sie nicht gestört werden. Bleiben Sie dann höflich, aufmerksam und zugewandt.
Idealerweise konnten sowohl Sie als auch Ihre Prüferin bzw. Ihr Prüfer sich dadurch auf das Gespräch vorbereiten, dass Sie Ihre Anliegen vorab in einer E-Mail geschildert haben. Versuchen Sie, sich an die vorab gestellten Fragen zu halten, und vermeiden Sie neue Fragen. Lassen Sie sich auf die 3 Phasen des Gesprächs ein (Eröffnungs-, Kern- und Beendigungsphase), aber sorgen Sie mit höflichen Formeln dafür, dass die erste Phase kurz ist, und verlieren Sie Ihre Anliegen nicht aus den Augen. Es ist äußerst frustrierend, ein Gespräch zu beenden und dann festzustellen, dass Sie die Antworten auf Ihre Fragen nicht bekommen haben. Weil es bei Videokonferenzen noch schwieriger ist, Informationen aufzunehmen, notieren Sie sich die Antworten auf Ihre Fragen am besten gleich während des Gesprächs. Zögern Sie auch nicht, Nachfragen zu stellen und auch das wichtigste Ergebnis des Gesprächs mündlich zusammenzufassen und sich bestätigen zu lassen.
Schließlich freuen sich Lehrende, wenn Studierende aus eigener Initiative Kontakt aufnehmen, weil dann Anforderungen und Bedürfnisse (schneller) geklärt werden können. Wenn Sie gut informiert und vorbereitet sind und respektvoll bleiben, ist ein solches Gespräch ein wichtiger Meilenstein und eine große Unterstützung bei Ihrer Arbeit. Daher: Nur Mut, Sie haben nichts zu verlieren und viel zu gewinnen!
CC BY-NC-SA